Geschichte
Im Jahr 2000 entschlossen sich 10 Leute aus dem Fanclub „FCK Star Deidesheim“, den Weg einer Ultragruppe zu gehen. Mit dem Namen „Pfalz Inferno“ wurde bewusst durch die direkte Erwähnung unserer geliebten Heimat, der Pfalz, unsere Hingabe und Identifikation zu unserer Region hervorgehoben. Es ist ein besonderes Merkmal der Lauterer Fanszene, die sich sowohl zur damaligen Zeit als auch heute dadurch kennzeichnet, dass sich eine gesamte Region mit dem Verein 1. FC Kaiserslautern identifiziert, eine Tatsache, auf die wir als Gruppe angesichts der vielerorts neumodischen und zum Teil scheinbar gekünstelten „Unsere Stadt“ -Mentalität, großen Wert legen, ohne unsere Zuneigung zur Heimatstadt unseres Vereins, dem geliebten FCK, zu verleugnen.
Das Jahr 2000, ein Jahr in dem Ultragruppen wie die Pilze aus dem Boden schossen. So zog man ausgestattet mit Umbro und New Balance zumeist mit den Zügen durch die Bundesrepublik, hob die neu gemalten Doppelhalter im Stadion stolz in die Höhe, zündete Rauch und Pyro und schrie sich in Schalala-Manier die Seele aus dem Leib. Mit der Generation Luzifer existierte bereits seit 1998 ein Fanclub, der sich in Kaiserslautern dem Ultragedanken verschrieben hatte.
Mit der Saison 2002/2003 wurde man zur offiziellen Sektion der GL, die zu dieser Zeit schon eine dreistellige Mitgliederzahl vorweisen konnte. Gemeinsam wollte man an der Verbesserung der Stimmung in der Westkurve arbeiten. Diese besaß zwar weiterhin deutschlandweit einen guten Ruf, jedoch war dieser zumeist nur noch auf vergangene Zeiten zurückzuführen. Diese Erinnerungen an die Hölle Betzenberg der 80er und frühen 90er Jahre, bekanntlich eine Zeit, in der der Ultragedanke noch nicht den Weg in Deutschlands Stadien gefunden hatte, waren und sind bis heute noch in den Köpfen verankert, was für uns Verhängnis und Ansporn zugleich ist. Ohne Zweifel aber sind wir stolz darauf, die Kinder einer solch glorreichen Fanszene zu sein und im Dienst dieser ruhmreichen Kurve zu stehen.
In der Winterpause 2003/2004 entscheid man sich, einen ersten grundlegenden Schnitt in der Geschichte des PI zu wagen. Mittlerweile bevölkerten die Ultragruppen mit immer größer werdenden Mitgliederzahlen sämtliche größere Kurven in Deutschland. Die damit verbundenen Nachteile liegen auf der Hand und so beschloss man zum damaligen Zeitpunkt, die Qualität der Quantität vorzuziehen. Die zwischenzeitlich auf über 50 Mitglieder gewachsene Gruppe wurde umgekrempelt und letztlich verblieb ein Haufen von 23 Leuten. Die damalige Einführung des geschlossenen Mitgliedersystems ist bis heute ein unantastbarer Grundsatz unserer Gruppe.
Nach einigen Differenzen innerhalb der GL hinsichtlich grundsätzlicher Dinge wie dem Gruppenleben, der Mentalität und der Auslebung des Ultragedankens, entschloss man sich, im Sommer 2006 den Status der Sektion aufzuheben und von nun an wieder eigenständig zu agieren.
Der Beginn der Zweitligasaison 2006/2007 war dementsprechend nicht nur ein Neubeginn für unseren Verein, sondern auch für unsere Gruppe und die gesamte Ultraszene. Während die GL im Block 8.2, welcher in etwa die Mitte der neuen, eigens zur WM ausgebauten Westkurve darstellt, einen neuen Standort einnahm, blieben wir im Block 8.1 beziehungsweise dem ehemaligen 8er im „alten Teil“ unserer Kurve. Neben uns siedelte sich die im Sommer 2006 neu gegründete Frenetic Youth an, deren Mitglieder aus der GL ausgetreten waren. Die zwei „ersten Vorsänger“, welche das neu installierte Vorsängerpodest nutzen konnten, rekrutieren sich zudem aus den Reihen unserer Gruppe.
Die Vorkommnisse im Sommer 2006 verursachten anfangs einige Risse im Verhältnis zur Generation Luzifer. Die Differenzen in der Szene sorgten ebenfalls dafür, dass es auch innerhalb des PI zu Differenzen kam. Es kamen unterschiedliche Ansichten über den eingeschlagenen Weg auf, zuweilen stellte man ihn sogar gänzlich in Frage. Mit den eigentlichen Zielen konnte man sich dementsprechend nur sehr beschränkt auseinandersetzen. Letztlich aber gingen wir als Gruppe gestärkt aus dieser Zeit hervor, was auch auf die gesamte Ultraszene in KL zutrifft.
Innerhalb unserer Gruppe ordnete man sich neu und konnte nun gemeinsam mit den anderen Gruppen, nachdem die Differenzen beseitigt worden waren, wieder voll durchstarten.
Unterschiedliche Entwicklungen im Fußball, wie die zunehmende Kommerzialisierung und der Anstieg polizeilicher und staatlicher Repressionen im Vorfeld der WM 2006, waren zum damaligen Zeitpunkt und sind heute mehr denn je Dinge, die das Fanleben enorm einschränken und an uns als Ultras ganz neue Anforderungen stellen.
Die „Suff und Spaß-Mentalität“ früherer Tage sollte zwar nicht völlig ad acta gelegt werden, jedoch war es nun gefragt, sich ernster mit dem Ultragedanken auseinanderzusetzen, auch angesichts der nicht zu verleugnenden zunehmenden Radikalisierung der Ultraszene in Deutschland.
Die zunehmenden Repressionen haben wir als Gruppe in den damaligen Jahren besonders zu spüren bekommen. Neben mehreren Stadionverboten, die uns hart trafen, holte die Staatsanwaltschaft zum Rundumschlag aus und sorgte für mehrere Wellen von Hausdurchsuchungen. Hier muss neben der Rechtmäßigkeit ganz klar die Verhältnismäßigkeit hinterfragt werden!
Die in den letzten Jahren zunehmende Verschlechterung der Stimmung bei Heimspielen sorgte im Laufe der Zeit für etliche Überlegungen und Diskussionen, wie man dieser entgegentreten könne. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga im Sommer 2012 wurden diese Gedanken konkreter, sodass wir uns gemeinsam mit der GL sowie der FY darauf einigten, im „Herzen der Kurve“ ein Stimmungszentrum bilden zu wollen. Während die GL ihren alten Standort beibehielt, zogen wir zur Zweitligasaison 2012/2013 in den Block 9.2, leider konnte wie zunächst angenommen die Stimmung auf der heimischen Westtribüne, durch den Umzug in die Zweier Blöcke, nicht verbessert werden. So entschied man sich, zur Saison 2014/15 mit der gesamten Ultraszene wieder in den alten Teil der Westkurve hinter das Tor zu ziehen. Bis zum heutigen Zeitpunkt stehen wir im Block 9.1 und versuchen von hier gemeinsam mit GL und FY die Westkurve zu koordinieren und anzuheizen. Die Stimmung in der Westkurve ist allerdings weiterhin mehr schlecht als Recht.
Bereits zu GL-Sektionszeiten fertigten wir im Rahmen von “Pro 15:30″ das ein oder andere Spruchband an und organisierten zum Heimspiel gegen Bielefeld am 11. September 2002 eine “Anti DFL”-Choreo, welche unseren Unmut über zwei Sonntagsspiele (Pokal gegen Paloma und am Sonntag darauf beim HSV) innerhalb kürzester Zeit im 600 km entfernten Hamburg zum Ausdruck brachte. In der Saison 2006/2007 riefen wir Aktionen unter den Slogans „We don’t like Mondays“ und „Fußball pur statt Eventkultur“ aus.
In der Saison 2008/2009 engagierte man sich besonders bei KKvZ-KL. Zugleich initiierten wir zu jener Zeit zum ersten Mal eigenständig eine erste größere Choreographie unter dem Motto „Die rot-weiße Fahne regiert die Region“. Eine Choreo, die eindeutig von unserer Identifikation mit der Pfalz, die bereits eingangs näher erläutert wurde, geprägt war.
Getoppt wurde diese erste größere Aktion von unserer Choreo anlässlich unseres ersten runden Geburtstages im Sommer 2010. Eine große Blockfahne mit der Aufschrift „ZEHN Jahre Pfalz Inferno“, wobei jeder Buchstabe der Jahreszahl bedeutende Elemente unserer Gruppe enthielt (Fritz Walter, Gruppenlogo, Vereinswappen sowie Pfalz-Löwe), wurde von einem zentralen Spruchband sowie goldenen Fähnchen abgerundet. Wiederrum zu unserem 15-Jährigen Jubiläum fertigten wir eine große Auswärtschoreo in Fürth bestehend aus zwei Blockfahnen an. Die erste Fahne repräsentiert unsre immer bleibende Liebe zum 1.FC Kaiserslautern e.V.. Die zweite zeigte unser Gruppenlogo ergänzt durch zwei Banderolen auf denen zum einen unser Gründungsjahr 2000 und 2015 als Jubiläumsdatum abgebildet wurden. Abgerundet wurde die Aktion mit den Spruchbändern „15 Jahre Kampf für unsere Ziele“ und „Pfalz Inferno Kaiserslautern“. Weiterhin versuchen wir des Öfteren optische Akzente bei Heim- und Auswärtsspielen zu setzen.
Zur finanziellen Unterhaltung unsrer Aktionen betreiben wir getreu dem Motto „Von der Kurve für die Kurve“ bei Heimspielen einen eigenen Stand, an dem wir u.a. Aufkleber, Pins oder Fanzines verkaufen. Auch stellt dies stets eine Möglichkeit für andere Fans dar, uns näher kennen zu lernen.
Gemeinsam mit unserem gefestigten Umfeld reisen wir mit einem eigenen Bus zusammen mit GL und FY zu Auswärtsspielen an. Überaus großer Beliebtheit erfreut sich jedoch weiterhin traditionell die ATT (Assi Ticket Tour) mit der Deutschen Bahn, auch wenn diese angesichts der Anstoßzeiten nun seltener möglich ist.
Das Ziel, sich in die Vereinspolitik einzumischen und diese aktiv mitzugestalten, wurde durch die Gründung der „Perspektive FCK“, an welcher Mitglieder unserer Gruppe wesentlich beteiligt waren und dort nach wie vor fest eingebunden sind, vorangetrieben. So konnten beispielsweise die im April 2010 aufkommenden Gerüchte um einen möglichen Verkauf des Stadionnamens mittels groß angelegter Aufklärungsarbeit erfolgreich bekämpft werden, sodass ein Verkauf zumindest momentan nicht zur Debatte steht. Da wir Fans jedoch nur durch eine Mitgliedschaft beim 1. FC Kaiserslautern e.V. ernsthaftes Mitspracherecht erhalten, sehen wir diese als elementar und notwendig an!
Eine mittlerweile wichtige Säule unserer Gruppe sind unsere eigenen Räumlichkeiten. Unseren „Bunker“ unterhalten und finanzieren wir komplett in Eigenregie. Hier findet ein Großteil der Gruppenaktivitäten statt. Unter anderem Spruchbänder sprühen, Transparente malen, Gruppentreffen oder einfach nur gemütliches Abhängen im Kreise der Gruppe.
Bei überregionalen Kampagnen der jüngeren Vergangenheit wie „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ oder „12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung“ wirkten wir als Gruppe ebenfalls mit. So blieb es im Fritz-Walter-Stadion an den Protestspieltagen von „Ohne Stimme keine Stimmung“ 12 Minuten und 12 Sekunden gespenstisch still, die Verabschiedung des immerhin in einer zweiten Form abgeschwächten „DFL-Sicherheitspapiers“ konnte der Protest leider nicht erreichen. Dennoch entstand in den letzten Wochen ein scheinbar neues und von mehr Sachlichkeit geprägtes Bild von Ultras in den Medien, was die Fanszenen dank erfolgreicher Zusammenarbeit und friedlichen Protests als Erfolg werten dürfen. Die nächste Zeit wird wohl entscheidend über die Zukunft des Fußball sein, denn es bleibt abzuwarten, inwieweit Maßnahmen des DFL-Papiers wie die Reduzierung des Gästekontingents oder der Einsatz von Vollkontrollen Anwendung finden werden.
Wie üblich stoßen zu einer Gruppe immer wieder neue Leute hinzu, während andere sich zurückziehen. Erfreulicherweise befinden sich in unseren Reihen einige Leute, die schon über Jahre hinweg in der Ultraszene generell aktiv oder sogar schon seit der Gründung des PI im Jahr 2000 am Start sind. Die Erfahrung aus Fanzeiten, die für manch einen Ultra in unseren Breitengraden schon beinahe archaisch anmutet, paart sich bei uns mit jugendlichem Ehrgeiz, den Ultragedanken auszuleben. Obwohl wir ein recht bunt gemischter Haufen sind, in denen sich nicht nur äußerst unterschiedliche Lebensstile sondern auch teilweise unterschiedliche Ansichten, was den Ultragedanken anbelangt, vorfinden, stand und steht dennoch die Freundschaft als Grundgedanke unseres Gruppendaseins fest.
Zum Ende der Saison 2015/2016 haben wir unsere seit Jahren engen Kontakte zur „Schwaben Kompanie Stuttgart“ zu einer offiziellen Freundschaft ausgeweitet.
Mit unserem Haufen wird auch in Zukunft zu rechnen sein, egal ob im Stadion oder anders wo!
– Eine Horde, die nie aufgibt –
Pfalz Inferno Kaiserslautern im Juli 2016