Kein Zwanni für nen Steher!

Kein Zwanni für nen Steher!

Seit dem Jahr 2010 kämpfen deutsche Fanszenen in der von Dortmunder Fanaktivisten ins Leben gerufenen Aktion "Kein Zwanni für 'nen Steher" unentwegt für fangerechte Ticketpreise. Auch heute, fast 15 Jahre später, ist der Kampf um bezahlbaren Fußball noch genauso relevant, wie er es damals war. Nach den bundesweiten Protestaktionen zu dieser Kampagne schien der Ticketpreis für Stehplätze gleich zu bleiben oder sich lediglich ein wenig zu erhöhen. Im Nachgang der Coronapause des deutschen Fußballs und dem Beginn der zunehmenden Inflation in Deutschland begannen die Preise allerdings durch die Decke zu gehen. Nicht zuletzt der FCK erhöhte vergangenen Sommer die Dauerkartenpreise der Stehplätze drastisch. Heute, beim Auswärtsspiel im Nürnberger Max-Morlock-Stadion, ist in dieser Sache ein neuer Tiefpunkt erreicht worden. Abgebildet auf der Rückseite des Flyers seht ihr eine Eintrittskarte – derselben Partie wie heute – aus der Saison 2004/05, ausgetragen in ein und demselben Stadion, das sich in den letzten 20 Jahren nicht durch große Umbauten oder Ähnliches verändert hat, wobei das Spiel damals sogar noch in der Bundesliga stattfand. Damals kostete der Eintritt zum Spiel bloß 10€. Zugegeben, eine inflationsbedingte Preissteigerung ist als nicht weniger als fair zu erachten, allerdings muss diese auch Hand und Fuß haben und mit der realen Preissteigerung sowie der Lohnentwicklung im Einklang stehen. Berechnet man den Eintrittspreis anhand der historischen Verteuerungsraten seit 2004, so dürfte dieser heute gerade einmal bei 14,79€ liegen. Bei einem Stehplatzpreis von 15€ würdet ihr hier sicherlich keinen Flyer zur Preispolitik des FCN in den Händen halten. Der Stehplatzpreis beträgt heute allerdings 20€, wodurch hier eine ungerechtfertigte Preissteigerung von 100% innerhalb der letzten 20 Jahre stattgefunden hat. Der Preis setzt sich hierbei aus 18€ Eintrittspreis, einem Euro Hardticketgebühr und einem Euro Bearbeitungsgebühr vom FCK zusammen, sodass unseren Verein ebenfalls eine Teilschuld trifft. Anhand dieser Entwicklung lässt sich gut aufzeigen, wie unser Volkssport Fußball immer mehr zum Luxusgut wird und wie dieser Prozess mit der schleichenden Ausgrenzung finanzschwacher Menschen in den Stadien (Stichwort: Gentrifizierung) einhergeht. Das einkommensschwache, junge, frenetische Publikum (Arbeiter, Azubis, Studenten) wird verdrängt, um Platz zu schaffen für einen Stadionbesucher, deren pralles Portemonnaie nur darauf wartet die Vereinskassen mit dem Erwerb von teuren Tickets, teurem Bier und überteuerten Fanartikeln zu füllen. In der Gier auf Profitmaximierung wird der Fan, der in der Kurve steht, vergessen. Vergessen wird auch, wie diese Art von Denken die Fußballkultur bspw. in England zerstört hat. Nach den lebendigen Stadien der Achtzigerjahre herrscht dort bisweilen oft eine sterile Atmosphäre, innerhalb welcher der Fan dazu gebracht werden soll, so viel wie möglich an Geld am Spieltag auszugeben. Für junge Fans, die noch zur Schule oder zur Uni gehen, ist es dort oft utopisch, sich selbst Dauerkarten des Lieblingsvereins finanzieren zu können. Wollen wir solche Zustände und den Fan als Melkkuh künftig auch bei uns im Deutschen Fußball? Des Weiteren schafft dieser Ticketpreis einen Präzedenzfall für uns FCK-Fans. Noch nie zuvor hat man uns für ein Ligaspiel einen Zwanni für einen Stehplatz abgeknöpft, auch wenn die 19,30€ vergangene Hinrunde bei der abstiegsbedrohten Eintracht aus Braunschweig da schon verdammt nah rankamen. Dort bekam man sogar bloß ein Print@Home-Ticket zugeschickt, welches man sich dann noch selbst am heimischen Drucker ausdrucken durfte – mit Papier und Tinte rückt man dann noch näher an die 20€.

Aus diesem Grund möchten wir heute im Gästeblock auf dieses Vorgehen der Nürnberger aufmerksam machen und uns gemeinsam für faire Ticketpreise für Gästefans und gegen Topspielzuschläge einsetzen. Die aktuelle Preispolitik der Vereine betrifft uns allesamt, die wir hier im Gästeblock sitzen oder stehen, und in Zeiten, in denen das Leben insgesamt immer teurer wird, müssen wir uns nicht noch von den Vereinen mit überzogenen Stehplatzpreisen ausnehmen lassen.

DER KAMPF UM BEZAHLBAREN FUSSBALL WIRD IMMER ZÄHER
ES WAR SO UND ES BLEIBT SO: KEIN ZWANNI FÜR NEN STEHER!

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